Hier möchte ich alle Interessierten an meiner Entscheidung teilhaben lassen, ein Jahr lang ein Projekt der Kinder- und Jugendhilfe in Argentinien(Baradero, Provinz Buenos Aires) zu unterstützen. Dabei werde ich vom Projekt, meiner Arbeit hier und dem Leben im Land der Gauchos und des Mate- Tees berichten.

Dienstag, 30. August 2011

¡Bienvenidos!

Jetzt sind schon drei Wochen vergangen seit ich im fernen Argentinien angekommen bin......die Zeit vergeht schon jetzt wie im Flug und mein Castellano wird von Tag zu Tag besser. Nach dem Einführungsseminar für alle Freiwilligen aus Deutschland, welches in Buenos Aires stattfand, bin ich nun seit letzten Mittwoch auch im Projekt angekommen. Dieses befindet sich in der Provinz Buenos Aires, in der Stadt Baradero und heißt "Hogar German Frers". Das Projekt wurde ehemals als Kinderheim gegründet, musste jedoch vor etwa 4 Jahren aus juristischen Gründen geschlossen werden und fungiert seitdem als Tageszentrum für Kinder und Jugendliche (momentan kommen rund 30 regelmäßig ins Projekt).

Die Kinder kommen hier um 12 Uhr mit einem Bus an und die Älteren, welche kein Mittagessen in der Schule erhalten, können hier eine warme Mahlzeit einnehmen. Danach ist Zeit zum freien Spielen auf dem Gelände und die Kinder erledigen ihre Hausaufgaben.  Allerdings können zum Teil selbst die 10- jährigen noch nicht lesen und schreiben, sodass Hilfestellungen und Übungen nötig sind. Dabei wird eine Art Nachhilfe in sämtlichen Unterrichtsfächern angeboten. Am späteren Nachmittag wird dann in kleineren Gruppen zu unterschiedlichen Themen gearbeitet oder die Zeit zum Spielen genutzt. Nebenbei haben die Kinder die Möglichkeit Duschen zu nutzen und ihre Kleidung zum Waschen abzugeben. Am Abend gibt es dann ein gemeinames Abendessen mit allen Kindern, bevor diese mit dem Bus nach Hause gefahren werden. Am Wochenende finden oftmals Camps, Workshops zu verschiedenen Themen oder andere Freizeitaktivitäten statt, die den Kindern Gelegenheit bieten etwas außerhalb ihres Alltags zu erleben. Die Kinder und Jugendlichen kommen meist aus sehr schwierigen Verhältnissen. Die Familienumstände sind nicht vergleichbar mit dem uns gewohnten beschützendem und fürsorglichem Umfeld. Armut, Drogen- und Alkoholprobleme in der Familie, Aggressivität und Gewalt, sowie sexueller Missbrauch gehören unter anderem zum Alltag der Kinder. Insbesondere die Aggressivität, die daraus resultiert und schon in jungen Jahren vorgelebt wird, ist ein Problem, mit dem wir Mitarbeiter uns oftmals auseinandersetzen müssen. Allerdings sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass es auch in Deutschland viele Kinder und Jugendliche gibt, die unter schlechten Bedingungen aufwachsen und denen seelisches und physisches Leid zugefügt wird. Dies ist nicht ausschließlich ein Problem der Entwicklungs- oder Schwellenländer (Argentinien gilt laut DAC- Liste als Entwicklungsland). Im Vergleich jedoch, ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die von Armut, Hunger und einem wenig kindgerechten Umfeld betroffen sind, weitaus höher als in Deutschland.

Der Weg vom Projekt ins Stadtzentrum führt direkt durch eines der ärmeren Stadtviertel und lässt ahnen, aus welchen häuslichen Umgebungen die Kinder im Tageszentrum stammen. Einige kommen auch von einer Insel vom "Rio Baradero"(ein Seitenarm des Rio Panamá),  auf der es größtenteils  weder Elektrizität noch fließend Wasser gibt und der tägliche Schulweg zum Teil mit einem Boot zurückgelegt werden muss. Zwar gibt es eine Art Schulschiff, welches die Kinder von der Insel einsammelt und Unterricht anbietet, allerdings ist dieser im Vergleich zum Schulunterricht in der Stadt qualitativ noch schlechter (zum Schulsystem und dem Unterricht hier werde ich in einem extra Beintrag berichten).
Aus der Stadt und umliegenden Gemeinden bekommen wir Kleiderspenden, die zentral im Projekt gesammelt werden und die wir bei Bedarf an die Kinder und die Familien weitergegeben. Auch eine Gebäckfabrik beliefert das Projekt mit Nahrungsspenden, die den Kindern vor dem Wochenende zugeteilt werden, da nicht immer ganz klar ist, inwiefern sie über diese Zeit mit Essen versorgt werden.

Im eigenen Garten haben wir Orangen, Zitronen, Mandarinen, Pomelos, Datteln, Kürbisse, Pflaumen und anderes Obst und Gemüse, allerdings wachsen momentan lediglich die  Zitrusfrüchte, da der Rest erst im Sommer reif sein wird. Wenn es wieder wärmer wird helfen auch die Kinder verstärkt im Garten mit und kümmern sich unter anderem mit um die Tiere (Hasen, Schafe, Schweine und Hühner).
Da hier momentan noch Winter ist, der dieses Jahr verhältnismäßig lang und kalt ist, frage ich mich, wie es die Menschen in den kargen Blechhütten mit fehlenden Fenstern  aushalten. Zwar haben wir hier am Tag 7- 10 Grad, aber die hohe Luftfeuchtigkeit lässt die Kälte durchdringender Wirken.

Beim Rückweg aus dem Stadtzentrum habe ich Menschen gesehen, die den gesammelten Müll, der nicht wiederverwertbar ist, verbrannt haben und sich an dem Feuer wärmten. Da scheint mir der kleine Holzofen in meinem Häuschen fast luxuriös, denn die schlecht isolierten Häuser ohne Heizungen sind nicht auf kalte Temperaturen eingestellt. Seit gestern scheint die Sonne allerdings wieder wärmer und der Frühling ist im Anmarsch, dann werden auch die Temperaturen wieder angenehmer.
In Kürze werde ich mehr zum Projekt, den Aktivitäten und der Situation hier erzählen. Sobald ich brauchbare Fotos habe werde ich auch ein paar Fotos auf diese Seite stellen. Bis dahin.... ¡Saludos cordiales!

1 Kommentar:

  1. Juhuuu, ein Post von dir! Grüße an das andere Ende der Welt. Sehr viel wärmer ist es bei uns derzeit auch nicht aber natürlich sind unsere Lebensumstände geradezu pervers luxuriös im Vergleich zu denen dieser Kinder und Menschen.

    Ich wünsch dir weiterhin alles Gute!

    Grüße,

    Pat

    AntwortenLöschen

Feel free to comment :)